Nichts anzuziehen?

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Warum denken Frauen eigentlich so oft, sie hätten nichts anzuziehen?

In einem Markt, der immer grössere Möglichkeiten bietet sich zu kleiden, der immer diversifiziertere Trends und immer schneller neue Fashion Labels ausspuckt, (man klicke sich nur mal durch die langen Listen der Nachwuchstdesigner z.B. bei NJAL); in einem Markt, der regelrecht mit Mode überschwemmt wird, und in dem die Produkte namhafter Modehäuser nur einen Mausklick entfernt sind und billige Kopien konsumiert werden wie Fastfood – ersetzbar, austauschbar – in solch einem Markt mit all seinen Möglichkeiten sich zu kleiden, stehen wir vor unserem vollen Kleiderschrank, klagen gleichzeitig darüber, dass wir nichts anzuziehen haben und sind ratlos.
Was soll man wählen , was anziehen?
Ökologisch korrekt, nachhaltig, sozial verträglich – welches Label überzeugt mich, welchen Versprechungen kann ich vertrauen, in welches Kleidungsstück investiere ich? Was ist der nächste Trend, das nächste grosse Ding?
Kein Wunder, dass man sich mitunter überfordert fühlt und sich angesichts des Getöses erschöpft von der Mode abwendet. Sich zu kleiden erzeugt scheinbar mehr Stress, als dass es Spass macht.

Was passt zu mir, was ist mein Stil?

Seinen Stil zu finden braucht Zeit und Übung. Greif nicht zum ewig Altbekannten. Sei neugierig. Probiere, wann immer es geht, Kleidungsstücke an, von denen du im ersten Moment denkst „das steht mir nicht, das ist nichts für mich“. Es macht Spass, zu sehen, wie die unterschiedlichsten Stile an dem eigenen Körper wirken. Die Saumlänge eines Rockes, die Form eines Ausschnittes oder die Farbe einer Hose können plötzlich bewirken, daß du durch diesen Anblick eine fabelhaftere Version deines Selbst erfasst. Blitzartige Erkenntnis kommt über dich, wer du sein willst. Vor deinem inneren Auge siehst du, welches Leben zu diesem Schuh, diesem Rock gehören könnte – und plötzlich bist du inspiriert.

Die Kunst des Kombinierens

Kombiniere Dinge, von denen du bisher immer der Meinung warst, sie würden nicht zueinander passen. Zieh verschiedene Kleidungsstücke übereinander, roll die Ärmel hoch, spiel mit Längen, kombiniere Sommersachen zu Wintersachen und umgekehrt.

Experimentiere mit Farben und Formen

Finde heraus, welche Farben dir stehen und deinem Teint schmeicheln. Dann brich die Regeln. Wenn du meinst, der  beige Mantel steht dir nicht, dann trage dazu einen knalligen Lippenstift und schau, was passiert: wie sich Farbharmonien verändern können. Dasselbe gilt für Formen: schmal gegen Volumen, Fließendes zu steifem Material. Es sind wie immer im Leben die Gegensätze, die den Reiz ausmachen. Beschäftige dich mit Materialien. Schau genau hin: wie sind dieser und jener Stoff beschaffen, was ist seine Eigenart. Was spricht dich an diesem Material und an dem anderen nicht an?

Kultiviere deine Exzentrik

Wenn immer alles zusammen passt, wird es fade – vervollständige dein Outfit um eine kleine Exzentrik. Manche Teile wirken zwar irgendwie irritierend in ihrer Ästhetik, haben aber etwas, dass dich inspiriert. Trage dieses seltsame, verrückte Seiden-Ding , das du aus dem Schrank deiner Mutter hast, oder das irre gemusterte Strickteil mit Glitzer vom Flohmarkt. Kombiniere es zur klassisch-konservativen Hose aus Glencheck. Und möglicherweise hast du gerade eine fabelhafte, einmalige Kombination geschaffen!

Diesen Text habe ich in seiner ersten Version für lesmascarades geschrieben und dort veröffentlicht.

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