Courage!

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Die selbständige PR-Beraterin Claudia Hoffmann berät Kunden an der Schnittstelle von Design, Interior, Nachhaltigkeit und Tourismus. Als Ostslawistin hat die gebürtige Hamburgerin viel Zeit in Russland verbracht und lebt seit 2000 in Berlin.

Claudia, als erstes fallen deine weißen Haare auf. Wirst du deswegen öfter angesprochen?

Ja, vor allem Frauen sprechen mich an. Manche unter ihnen haben sich jahrelang die Haare gefärbt. Sie wollen aufhören, trauen sich aber noch nicht so recht. Wenn sie mich sehen, sind sie überrascht, wie schön graue Haare aussehen können.

 

Heißt das, die Haare nicht zu färben, sondern grau zu lassen, erfordert von den Frauen Mut?

Es scheint so. Graue oder weiße Haare verändern das Aussehen stark – und nicht jedes Grau sieht schön aus. Wer jahrelang Haare gefärbt hat, weiß ja nicht, ob das auch in Grau gut aussieht. Ich habe einfach Glück, weil meine Haarfarbe so gut zu mir passt.

 

Braucht man zum Älterwerden Mut?

50 ist eine magische Zahl. Jedenfalls war das bei mir so. Plötzlich stellte ich fest: Ups, diese Zahl macht etwas mit mir. Neue Themen kamen auf den Tisch: Wo stehe ich im Leben – als Frau, als PR-Beraterin, Partnerin und Mutter? Was will ich und was will ich nicht (mehr)? Und: Was will ich noch erreichen? Die Auseinandersetzung mit diesen Fragen erfordert tatsächlich manchmal Mut und sie kostet Kraft. Aber das ist gut so. Ich merke, dass ich Dinge jetzt offensiver angehe und insgesamt konfliktfreudiger bin.

 

Wie hast du dich in den letzten zehn bis fünfzehn Jahren verändert?

Ich traue mich mehr und nehme mich, was meine Gefühle, Bedürfnisse und Wünsche angeht, sehr viel ernster. Das hat auch damit zu tun, dass mein Sohn jetzt fünfzehn ist. Er braucht mich nicht mehr so wie früher, will sein eigenes Ding machen. Da rücke ich mehr in den Vordergrund. Zum anderen ist die Zeit jetzt einfach reif.

 

Meinst du, sich nach anderen richten, sich anpassen, ist eine typisch weibliche Eigenschaft?

Ja. Aber auch weibliche Vorbilder spielen eine große Rolle dabei, wie selbstbewusst Frauen auftreten. Wer eine kernige Mutter hat, ist sicher offensiver im Auftreten.

 

Wie wichtig ist dir Kleidung, um deiner Weiblichkeit Ausdruck zu geben?

Kleidung spielt eine große Rolle für mich. Ich bin nicht der Blümchenkleid-Typ, sondern mag es gern klassisch und klar. Je älter ich werde, desto mehr denke ich: Ich sollte mehr Kleider tragen! In Italien habe ich es gerade wieder erlebt, wie toll es aussieht, wenn Frauen – egal, in welchem Alter – sich feminin und modebewusst anziehen und trauen, Farbe zu tragen. Das gefällt mir. Das will ich auch.

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